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Text von Sonntag, 5. Dezember 2004

> s o z i a l e s<
  
 Freude schenken: Basteln an einer Illusion? 
 Marburg * (fjh)
Festlich geschmückte Straßen und Plätze, duftende Plätzchen, Lichterglanz am Weihnachtsbaum und glänzende Kinderaugen - mit dem Advent kommt auch die Vorfreude auf das schönste Fest im Jahr. Doch Kaufrausch und Konsumterror drohen diese Freude zu vertreiben. Manchmal möchte man meinen, aus dem christlichen Fest der Liebe wäre schon ein Opfer-Kult an die Habgier geworden.
Wo sind die Bescheidenheit und die stille Besinnlichkeit unserer Kindertage hin? Wo findet man heute noch die ehrliche Freude über kleine Geschenke? Wo entsinnt sich noch jemand der Wurzeln des Weihnachtsfests als Zeit der Liebe und des Friedens?
Allzu viele wollen an Weihnachten nur haben, haben, haben! Sie gaffen und raffen. "Der Andere hat aber mehr!"
Die einstmals ruhige und besinnliche Vorweihnachtszeit ist längst zur stressigsten Trubel-Tournee des Jahres verkommen. Geschenke werden an ihrem Preis in Euro gemessen und nicht an den Gedanken, die ihr Käufer an den Empfänger verschwendet hat. Verschwendungssucht, Protzerei und Angeberei sind an die Stelle der freudigen Erregung getreten, mit der einst die kleinen Gaben an die Lieben sorgsam eingepackt wurden.
Weihnachten kann wirklich bald einpacken! Es ist doch für viele nur noch eine kostspielige Wegmarke auf der hektischen Rallye durch das Jahr. "Hoffentlich ist dieser Stress bald vorbei!"
Und doch würde uns allen etwas fehlen, gäbe es dieses Fest nicht. Trotz aller Hektik kommt dann spätestens am 2. Advent doch noch Vorfreude auf: "Für meine Lieben habe ich eine wunderschöne Geschenk-Idee!"
Am meisten Freude macht halt doch nicht das Geschenk, das man von irgendjemandem erhält, sondern das liebevolle Schenken. Vielleicht sollte man auch wieder einmal versuchen, ein Geschenk selbst zu basteln.
Doch dafür hat in dieser schnell-lebigen Zeit ja kaum noch jemand die nötige Muße. Aber vielleicht wäre das eine Job-Idee für Erwerbslose: Selbstgebastelte Geschenke verkaufen! Dann sagen die edlen Spender, wenn sie ehrlich sind: "Das habe ich nicht selbst gebastelt. Ich lasse basteln!"
 
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