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Text von Sonntag, 21. November 2004

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 MarBID: Hilfe zur Selbsthilfe 
 Marburg * (sts)
"Business Improvement Districts" (BID) sind räumlich begrenzte Gebiete, in denen sich Immobilienbesitzer und Gewerbetreibende zusammenschließen und gemeinsam Projekte zur Verbesserung der Standortqualität durchführen. Auch in Marburg sollen solche BIDs unter dem Leitsatz "MarBID 2005 - der Marburger Weg" initiiert werden. Im überfüllten Stadtverordnetensitzungssaal fand am Samstag (20. November) eine Informationsveranstaltung für die Marburger Geschäftsleute und Hausbesitzer statt.
In einem Fachreferat erläuterte Roland Wölfel, Geschäftsführer von der City Management GmbH (CiMa) zunächst, was BIDs sind, wie sie arbeiten und was sie leisten können.
Die Idee entstand Anfang der 60er Jahre in den USA. Das Projekt kann also bereits auf eine über 30-jährige praktische Historie zurückblicken. Weltweit gibt es derzeit etwa 1.500 bis 2.000 BIDs.
In Deutschland kam die Idee erst vor anderthalb Jahren auf. Eine gesetzliche Verankerung des Konzepts erfolgte bisher nur in Hamburg. In ihrem Fehlen besteht auch eines der Hauptprobleme für "MarBID", andererseits vielleicht aber auch eine große Chance.
Erste Vorraussetzung für ein BID ist die Bildung einer Standortgemeinschaft auf privater und freiwilliger Basis. Mit konzeptioneller Unterstützung von Seiten der Stadt soll dann ein Businessplan oder Maßnahmenkatalog erstellt werden. Die Kommune berechnet die voraussichtlichen Kosten für dessen Umsetzung. Dann kann sich das BID mit Vorstand und Geschäftsführung konstituieren und an die Realisierung des Plans gehen.
Die Finanzierung erfolgt in den USA durch eine "freiwillige Zwangsabgabe" zusätzlich zur Grundsteuer in Höhe von circa fünf Prozent. Sobald nicht mehr als 50 Prozent der Betroffenen eines Standorts gegen die Errichtung eines BIDs sind, steht der Gründung nichts im Wege und alle müssen zahlen.
Genau diese gesetzliche Grundlage ist in Hessen nicht gegeben. "MarBID" muss also gänzlich auf Freiwilligkeit basieren. Einzig Gelder aus Städtebaufördermitteln des Landes können beantragt werden.
Oberbürgermeister Dietrich Möller sah darin vor allem eine große Chance für die Stadt: "Freiwillige Projekte sind meist viel erfolgreicher als Erzwungene. Wir müssen in Marburg eine Selbsthilfekultur entwickeln".
Dazu soll zunächst ein Projektwettbewerb Anreize bieten. Interessierte konnten sich schon am Samstag für die Erarbeitung und Durchführung eines Projektplans für ihr Stadtgebiet oder ihre Straße melden. Mit Unterstützung von Seiten der Stadt sollen bis Februar mehrere solcher Pläne erarbeitet werden. Am 15. März schließlich soll das beste Konzept prämiert und in der Folge auch umgesetzt werden.
Die BIDs seien aber kein Ersatz für die Aktivitäten der öffentlichen Hand, wie Wölfel noch einmal deutlich machte, "sondern zusätzliche Aktivitäten, um den Standort attraktiver zu machen". Unter diese Aktivitäten können vielfältigste Aufgabenbereiche zusammengefasst werden von der Sauberkeit über Marketing, Leerstandsmanagement und Kundenpflege bis hin zur Entwicklung einer Eventkultur. Neben wirtschaftlichen Zuwächsen für Einzelhandel, Hotelgewerbe und Gastronomie seien in den USA auch weniger Leerstände und eine subjektiv verbesserte Wahrnehmung bei den Kunden zu verzeichnen, listete Wölfel die Erfolge der BIDs auf.
Zum Schluss appellierte Möller noch einmal an alle Anwesenden, dem Pilotprojekt "MarBID" eine Chance zu geben. Natürlich werde es "Trittbrettfahrer" geben, die den Nutzen haben, ohne sich zu beteiligen. Doch auch diese müssten nach und nach für das Projekt gewonnen werden. Marburg könnte sich mit dem möglichen Image-Gewinn zu einem Aushängeschild Hessens mausern.
 
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