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Text von Donnerstag, 27. Mai 2004

> s o z i a l e s<
  
 Mehr Autonomie: Persönliches Budget für Behinderte 
 Marburg * (fjh/pm)
"Neustrukturierung der Behindertenhilfe für Menschen mit körperlicher Behinderung im Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Stadt Marburg" lautet die offizielle Bezeichnung eines Pilotprojektes, mit dem unter anderem persönliche Budgets für Menschen mit körperlicher Behinderung in der Region erprobt werden sollen. Das neue Projekt stellten Vertreter der Stadt Marburg, des
Landeswohlfahrtsverbands (LWV) am Mittwoch (26. Mai) im Rathaus der Presse vor.
Unter "persönlichen Budgets" versteht man regelmäßige Geldzahlungen, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen sollen, notwendige Unterstützungsleistungen selbst zu organisieren und zu bezahlen. Das "persönliche Budget" als sozialpolitische Neuerung ist im Sozialgesetzbuch IX verankert. Das Pilotprojekt, wurde Anfang Mai gestartet.
"In der geplanten Erprobung persönlicher Budgets sehen wir die Chance, Körperbehinderten eine selbständigere Lebensführung zu ermöglichen. Zugleich wollen wir eine bedarfsgerechtere Hilfe leisten, als dies im Rahmen der bisherigen standardisierten Vollversorgung im stationären Bereich oft der Fall war", erklärte Uwe Brückmann als Erster Beigeordneter des LWV.
Ziel des Projekts ist, die Struktur der Hilfe für Menschen mit einer Körperbehinderung in der Stadt und im Landkreis nach dem Grundsatz "ambulant vor stationär" weiter zu entwickeln und damit auch die Zusammenarbeit der Sozialhilfeträger neu zu gestalten.
"Mit dem persönlichen Budget wird ein weiterer Schritt des Paradigmenwechsels in der Behindertenhilfe von der Rehabilitation zur Selbstbestimmung vollzogen. Die institutionsbezogene Hilfegewährung wird durch eine personenzentrierte Bedarfsdeckung ersetzt und ein Rollenwechsel vom abhängigen Klienten zum Hilfe einkaufenden Kunden möglich", erläuterte der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Karsten McGovern. Um dieses Ziel zu erreichen, haben der LWV als überörtlicher Sozialhilfeträger, der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Stadt Marburg als örtliche Träger eine Vereinbarung zum Pilotprojekt abgeschlossen. Die entsprechende Vereinbarung legt die Ziele, den Projektablauf und die Grundlagen der Zusammenarbeit fest. In vier Schritten soll bis Ende 2007 ein Konzept erarbeitet und in der Praxis erprobt werden.
"Bisher sind von der Vereinbarung nur die Leistungsansprüche körperlich behinderter Menschen erfasst; wir würden es sehr befürworten, wenn eine entsprechende Regelung in naher Zukunft auch für geistig behinderte Menschen getroffen werden könnte", erklärte der städtische Sozialdezernent Dr. Franz Kahle.
Bis zum 31. Dezember 2007 sollen die Angebotsstrukturen zur Versorgung von Behinderten auf die neue Regelung umgestellt werden.
 
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