Text von Donnerstag, 22. April 2004
Firmenübergabe: Lieber früh als zu spät | ||
Marburg * (vic)
Die Unternehmensübergabe an einen Nachfolger muss frühzeitig und sorgfältig organisiert werden. Das ist das Ergebnis einer Veranstaltung zum Thema "Unternehmensnachfolge" am Mitwoch (21. April) im Gebäude der Sparkasse Marburg-Biedenkopf (SKMB). Durchgeführt wurde sie vom Landkreis Marburg-biedenkopf und der Stadt Marburg sowie von der Handwerkskammer und der Industrie und Handelskammer Kassel (IHK). Sie bildet indes nur den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe, die Firmen und Unternehmer über die Möglichkeiten von Firmenübergaben informieren soll. Zur Fortsetzung sind im Juni ein Seminar und im September eine Nachbereitungsveranstaltung geplant. Zunächst gab SKMB-Vorstandsvorsitzender Roland Hippe zu bedenken, dass im Zusammenhang mit der Unternehmensübergabe ab dem 1. Juli auch die Kriterien zur Kreditvergabe verschärft werden. Zukünftig werde die Frage der Nachfolgeregelung in einer Firma bei der Kreditgewährung und den Kreditbedingungen (Zinsen) viel stärker berücksichtigt. Landrat Robert Fischbach fügte hinzu, dass in den nächsten Jahren in etwa 1.200 Betrieben eine Unternehmensübergabe stattfinden müsse. Allein deshalb sei dieses Thema höchst aktuell. Oberbürgermeister Dietrich Möller vertrat die Ansicht, dass es genügend Mittel und Wege zur Regelung der Nachfolge in Unternehmen gebe. Jedoch müssten die Unternehmen besser darüber informiert werden. Häufig scheiterten nämlich derartige Aktionen daran, dass die Beteiligten sich nicht rechzeitig und gut genug informiert hätten. Danach informierten die Vertreter zweier Betriebe über ihre positiven Erfahrungen mit der Unternehmensübergabe an einen Nachfolger: Von einer Unternehmensübergabe außerhalb der Familie berichteten Adam Fus und Reinhard Nau. Vor über 10 Jahren habe er von Fus seine Schreinerei übernommen, erklärte Nau. Dabei sei sein Vorgänger sehr kooperativ gewesen , fand Nau: "Er hat damals sogar noch extra eine teure Maschiene angeschaft, die ich nie hätte bezahlen können!" Weiterhin habe Nau seinen Vorgänger noch als Berater im Betrieb beschäftigt, um von dessen Kentnissen zu profitieren. Beide äußerten sich sehr zufrieden über diese Zusammenarbeit. Sie habe im Sinne des Unternehmens bestanden, um für die Firma den größtmöglichen Nutzen zu erreichen. Dann informierten Horst und Stefan Gnau über die Unternehmensübergabe der Firma "Autodienst Gnau" innerhalb der Familie. Hier wurde vor über 10 Jahren der Betrieb vom Vater Horst auf den Sohn Stefan übertragen. Unter Mithilfe der Familie sei auch diese Übergabe reibungslos vonstatten gegangen, wie die beiden erläuterten. Auch wenn seinem Vater etwas nicht gepaßt habe, habe er sich nicht mehr in die Geschäftspolitik eingemischt, sondern diese ihm überlassen, lobte Stefan Gnau . Negative Beispiele, bei denen die Übergabe an Streitigkeiten innerhalb oder außerhalb der Familie scheitert, wurden nicht vorgestellt, sondern nur am Rande angesprochen. In der abschließenden Diskussionsrunde hoben alle Beteiligten ganz besonders die Wichtigkeit hervor, sich möglichst frühzeitig um die Unternehmensnachfolge zu bemühen und sich so umfassend wie möglich darüber zu informieren. IHK, Handwerksverband und andere Organisationen stünden den Unternehmen dabei "mit Rat und Tat" zur Seite. Viele Unternehmen müssten in Insolvents gehen, weil die Nachfolge gar nicht oder nicht rechtzeitig geregelt worden sei. Daher sei eine vorbeugende Information extrem wichtig, um derartige Entwicklungen zu unterbinden. Ihr Kommentar |
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