Text von Mittwoch, 24. November 2004
OB-Kandidaten: Zukunft des Richtsbergs schemenhaft | ||
Marburg * (sts)
Große Einigkeit herrschte zwischen den fünf Oberbürgermeister-Kandidaten in den Kernpunkten zur künftigen Entwicklung des Richtsbergs. Ob die gezielte Durchführung von Sprachkursen vor Ort oder die Verbesserungswürdigkeit des Wohnumfelds angesprochen wurde, die Kandidaten vertraten ähnliche Standpunkte. Die zahlreichen Anwesenden im Richtsberg-Gemeinschaftszentrum versuchten am Dienstag (23. November) dennoch, den Politikern auf den Zahn zu fühlen. Angesichts der Frage zur Drogenproblematik am Richtsberg konnte keiner der Kandidaten ein schlüssiges Gegenkonzept präsentieren. Egon Vaupel (SPD) verwies auf den zu stärkenden Bereich von Erziehung und Prävention. Lutz Heer (CDU) sah alle Bewohner des Richtsbergs gefordert, hier aufmerksam gegenzusteuern. Pit Metz (PDS) lehnte den freiwilligen Polizeidienst zur Überwachung ab. Jan-Bernd Röllmann (FDP) monierte den - zum Teil zu laxen - Umgang mit bekannten Drogendealern. Dr. Gregor Huesmann (MBL) kritisierte die Mittelkürzungen bei Suchtberatungsstellen von Seiten der hessischen Landesregierung. Einig waren sich die Kandidaten aber letztendlich, dass dieses Problem auf kommunaler Ebene nicht gelöst und nur im gesamtgesellschaftlichen Kontext angegangen werden könne. Unterschiedliche Auffassungen wurden bei der unumgänglichen Diskussion über einen Ortsbeirat am Richtsberg deutlich. Metz und Huesmann sprachen sich für die Einrichtung eines solchen Gremiums aus. Huesmann forderte zudem ein Rederecht der Ortsbeiräte im Stadtparlament. Röllmann und Heer lehnten den Ortsbeirat Richtsberg ab, da kein zwingender Grund für dessen Einrichtung bestehe, wie Röllmann es formulierte. Beide verwiesen auf die sehr aktive Stadtteilkonferenz, die große Lobby des Richtsbergs im Stadtparlament und die zahlreichen weiteren Institutionen der Interessenvertretung vor Ort. Vaupel legte die Entscheidung über den Ortsbeirat in die Hände der Bürger auf dem Richtsberg. Die hessische Gemeindeordnung biete viele Möglichkeiten der politischen Vertretung jenseits von Ortsbeiräten. Allzu oft geriet die Veranstaltung allerdings ins Fahrwasser aktueller Integrationsdebatten oder wandte sich Fragen zu, ob im Hinblick auf die Wohn- und Lebenssituation auf dem Richtsberg von einer Ghetto-Problematik gesprochen werden könne. Den thematischen Ausuferungen und langwierigen Einzelbeiträgen hätte von Seiten der Sitzungsleitung eine straffere Redeordnung gut getan. Viele brisante Themen blieben so aus Zeitgründen unausgesprochen. | ||
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