Text von Donnerstag, 6. Mai 2004
Alte Autos ansehen: Polizeioldtimer-Museum öffnet | ||
Marburg * (fjh/pm)
Das Deutsche Polizeioldtimer-Museum öffnet am Sonntag (9. Mai) wieder seine Pforten. Am Samstag (12. Juli 2003) wurde das 1. Deutsche Polizeioldtimer-Museum in Marburg im Rahmen eines "Tags der offenen Tür" offiziell eingeweiht und somit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Polizei-Motorsport-Club Marburg 1990 (PMC) wurde im Juni 1990 von acht aktiven Polizeibeamten der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf gegründet. Neben der Bildung einer Kradstaffel setzte sich der Verein in seiner Satzung das vorrangige Ziel, das "Verhältnis zwischen Bürger und Polizei" zu verbessern und dadurch auch Nachwuchswerbung für die Polizei zu betreiben. Zunächst war lediglich an die Gründung einer Kradstaffel gedacht worden, die, wie sich später herausstellen sollte, bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen für sehenswerte Akrobatikdarstellungen auf ausgedienten Polizeimotorrädern sorgen sollte. Dank ihres hohen Engagements und Könnens gestalten die 25 Aktiven des insgesamt 100 Mitglieder umfassenden PMC das Rahmenprogramm auch bei Großveranstaltungen erfolgreich. Schon frühzeitig schaffte sich der PMC Marburg als zweites Standbein eine Sammlung von Polizeioldtimer-Fahrzeugen, also ehemaligen Polizeidienstwagen an. Grundgedanke dieses Betätigungsfeldes war der Umstand, das der Nachwelt nichts bleibt, wenn alte ausgediente Polizeifahrzeuge eines Tages ausgesondert werden. Dieser Zustand war dem Vorsitzenden des PMC, Hans-Heinrich Menche schon immer ein Dorn im Auge und so griff der Oldtimerfan auch zu, als dem Verein 1991 ein alter Opel Rekord P 1 angeboten wurde. Dieser private 45-PS-Oldtimer, Baujahr 1958, wurde von den Polizeibeamten in über 500 Stunden mühevoller Kleinarbeit wieder zu einem Polizeiauto umgearbeitet. Das war im Grunde genommen die Geburtsstunde des Polizeioldtimer- Museums in Marburg. So kamen später Zug um Zug immer mehr Oldtimer hinzu. Heute gehören nicht nur der alte Opel Rekord P1, sondern auch eine BMW Isetta, ein Opel Kapitän PL, ein 1300er Käfer und ein BMW 2000 zu einigen der sehenswerten Highlights des PMC. Neben zwischenzeitlich schon über 20 fahrtüchtigen Oldtimern und ebenso vielen ausrangierten Streifenwagen umfasst die Sammlung auch historische Lastwagen und einige Sonder-Kraftfahrzeuge. Für die meisten Autos gilt: sie wurden als hoffnungsloser Schrott angeliefert, dann von den Polizeibeamtinnen und -beamten liebevoll restauriert. Dies verlangte von den Aktiven nicht nur eine Menge Zeit, sondern vor allem handwerkliches Geschick ab. Der Teufel steckte oft im Detail - zum perfekt restaurierten Polizeiwagen gehört schließlich Original Zubehör. Immense Arbeit war nötig, um die teilweise arg lädierten Fahrzeuge wieder in ihren Originalzustand zu versetzen. Mit diesen "guten alten" Fahrzeugen, die gelegentlich bei Oldtimer- Ausfahrten präsentiert werden, wird immer wieder für Aufsehen gesorgt, da viele Zuschauer sich Jahrzehnte zurückversetzt fühlen und die eine oder andere Erinnerung an vergangenen Zeiten damit verbinden. Aber nicht nur dafür finden die Oldies Verwendung. Sicherlich hat der ein oder andere schon einige unsere Oldtimer in den verschiedensten Filmen zu Gesicht bekommen. Sei es bei den verfilmten spektakulären Kriminalfällen früherer Jahre, wie der Oetker-Entführung und dem "Fall Vera Brühne" oder der erst kürzlich gedrehten Dokumentationen, über"Das Wundern von Bern". In vielen dieser früheren Begebenheiten durften die Oldies teilweise mit Aktiven des PMC mitwirken. Neben viel politischer Prominenz wurde auch schon die ein oder andere Sportpersönlichkeit, wie Ralf und Michael Schumacher, zu besonderen Anlässen mit den Oldies chauffiert. Zwischenzeitlich wurde natürlich auch das zweite Standbein mit der Oldtimersammlung in der Satzung des PMC aufgenommen und anlässlich des 10jährigen Jubiläums des PMC fand die feierliche "Grundsteinlegung" des Museums am 24. und 25. Juni 2000 statt. Auch das Hessische Staatsministerium des Innern erkannte die positive Öffentlichkeitsarbeit mit Polizeioldtimern und unterstützte den PMC Marburg mit einigen Fahrzeugen aus den Beständen der Hessischen Polizei. Zur Gründungsfeier war eigens Innenminister Volker Bouffier aus Wiesbaden angereist. Natürlich gibt es unter den Einsatz-Fahrzeugen, die auf dem Gelände eines ehemaligen Bundeswehr-Depots in Marburg untergebracht sind, Autos mit ganz besonderem Charme. Dazu gehört zweifelsohne die BMW Isetta 250 aus dem Jahr 1961. Die Isetta war seinerzeit das kostengünstigste Fortbewegungsmittel im polizeilichen Ermittlungsdienst und hauptsächlich im ländlichen Dienst eingesetzt. Sie war ideal für Vernehmungsbeamte, die nun auch Platz ihre Schreibmaschinen hatten. An keinem anderen Auto lässt sich die Sympathie, die historische Polizeiautos in der Bevölkerung auslösen, so gut ausmachen. Sobald dieses Fahrzeug irgendwo auftaucht, sind wirklich alle begeistert! Die Isetta des PMC wurde von der Fa. Revell, als Modell im Maßstab 1:18, originalgetreu nachgebaut. Zwischenzeitlich finden sich auch viele andere Fahrzeuge des PMC als Modelle weltweit in vielen Sammler-Regalen wieder. Zentralrohrahmen mit aufgeschraubter Karosserie, Drehstabfederung, simple Technik und spartanische Ausstattung sind die Eckdaten des 1300er VW-Käfer , Baujahr 1967. Damals sicherlich der weitverbreitetste Dienstwagen. Doch diese "Sparbüchsen" ohne Standheizung, ohne Gebläse und ohne heizbare Heckscheibe hatten auch viele Nachteile, alleine schon aus der Tatsache heraus, dass sie nur zwei Türen hatten. Wenn man damals also einen Tatverdächtigen abtransportieren musste, war es richtig Arbeit, ihn in den Fond des Wagens zu bekommen, wenn der nicht wollte..." Neue Hoffnung erweckte übrigens noch im gleichen Jahr die Polizei in Bayern. Denn der BMW 2000 eröffnete den Beamten dank kräftiger 100-PS-Motorisierung neue Einsatzmöglichkeiten. Vielen Streifenpolizisten machte die Verbrecher-Jagd jetzt noch mehr Spaß. Kein Wunder, dass zu dieser Zeit die Beamten in Hessen neidisch in Richtung der südlichen Nachbarn blickten. Denn im Vergleich hatten diese einen 55 PS starken Opel Kadett B, der gerade mal 130 km/h brachte, zur Verfügung. Dieser Oldie steht natürlich auch in den Ausstellungshallen des PMC für die Besucher bereit. Ein weiteres Prunkstück ist wohl ein alter Opel Kapitän PL , Baujahr 1961. Dieses Fahrzeug wurde ebenso wie die vorgenannten Fahrzeuge als Privatfahrzeug erworben und in seinen "Urzustand" zurückversetzt. Der viele Chrom und die gepflegte Innenausstattung sorgen bei vielen Besuchern für einen Aha-Effekt. Besonders stolz ist der PMC ebenfalls auf ein Sonderkraftfahrzeug aus dem Jahr 1952 - ein Daimler-Benz, Typ 3500/4. Dieser Polizei-Fernmeldebetriebsbus (4,6-Liter-Dieselmotor, 90 PS) stand noch bis 1996 in Diensten des Hessischen Innenministeriums und ist ein absolutes Unikat mit seiner wohl einmaligen Ausstattung, zu der sogar mit ein alter Fernschreiber gehört. Viele Museen beneiden den PMC um dieses Fahrzeug. Doch der PMC sieht seine Sammlung nicht verbissen ernst. Das beweisen ein Fiat 500 und ein Citroen 2 CV sowie ein Trabant, die zu Polizeiautos umgebaut wurden und bei vielen "Einsätzen" zur Belustigung beitragen. Natürlich träumen die Mitglieder des PMC noch von dem ein oder anderem Liebhaberfahrzeug, dass noch im Museum fehlt, so von dem legendären BMW 502 V8 und vom 356er Porsche - Cabriolet, ein Mercedes V 170 und ein guter alter Strichacht. (Tipps dazu werden dankendangenommen!) Insgesamt verfügt der PMC derzeit über weit mehr als 50 Polizeioldtimer und noch aktuelle Streifenwagen. , darunter die Ein Wasserwerfer sowie viele weitere Sonderfahrzeuge wie ein Amphibienfahrzeug komplettieren das Angebot. Auch Polizeien anderer Bundesländer konnten zwischenzeitlich dafür gewonnen werden, Fahrzeuge aus ihrem Bestand in unsere Sammlung zu übergeben, anstattt sie zu verschrotten. Dadurch entstand inzwischen die größte Sammlung von Polizeifahrzeugen in ganz Deutschland. Dieser Bestand nimmt aufgrund der emsigen "Aktiven" ständig zu. Die Fahrzeuge werden ausführlich auf den Internet-Seiten des PMC unter www.polizeioldtimer.de vorgestellt. Das Ziel des PMC, in Marburg das 1. Deutsche Polizeioldtimer-Museum zu gründen, um so diese Kulturgüter einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können, wurde dann am Samstag, 12. Juli 2003, in die Tat umgesetzt. Gegen 14.00 Uhr eröffnete die damalige Staatssekretärin im hessischen Innenministerium Oda Scheibelhuber offiziell das Museum im Rahmen eines "Tag der offenen Tür". Mit weiteren polizeilichen Exponaten, Informationstafeln und Fotos soll weiterhin dem Besucher ein Eindruck über die Motorisierung der deutschen Polizei seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts gegeben werden. Der Schwerpunkt des Museums bezieht sich auf die Zeit nach 1945. Durch die Präsentation mehrerer polizeilicher Sonderfahrzeuge und ihrer Einsatzgebiete kann sich der Besucher auch ein Bild von der vielseitigen, interessanten und nicht selten schwierigen Arbeit der Polizei machen. Durch die Eröffnung des 1. Deutschen Polizeioldtimer-Museum möchte der PMC dauerhaft dem immer größer werdenden Interesse an den Polizeioldtimern begegnen. Darüber hinaus ist es als ein Beitrag zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Bürger und Polizei gedacht. Besonders bei jüngeren Besuchern hoffen wir das Interesse am Polizeiberuf zu wecken oder noch zu verstärken. Das 1. Deutsche Polizeioldtimer Museum wird "nebenberuflich" von den Mitgliedern des Polizei-Motorsport-Clubs Marburg (PMC) betrieben. Daher gibt es zur Zeit nur die Möglichkeit, es in den Monaten Mai bis Oktober einmal monatlich sonntags zu besichtigen. Nächster und in diesem Jahr damit erster kostenloser Besichtigungstermin ist am Sonntag, 9. Mai 2004, in der Zeit von 11.00 bis 17.00 Uhr. | ||
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