Text von Mittwoch, 14. July 2004
Heim aus dem Heim: Junge, komm bald wieder! | ||
Marburg * (lyg/pm)
Kinder gehören zu ihren Eltern. Dieser banale Satz muss leiderauch immer wieder gerade denen gesagt werden, die für das Kindeswohl von Amts wegen verantwortlich sind. Die Humanistische Union (HU) hat ihn am Mittwoch (14. Juli) an das Jugendamt Bielefeld gerichtet. In einer Bielefelder Jugendhilfeeinrichtung wird seit Anfang Oktober ein 12-jähriger Junge aus Marburg festgehalten. Die Herausnahme aus der Familie geschah gegen den Willen seiner Mutter und trotz des eigenen Wunsches nach Rückkehr in die Heimatstadt Marburg. Die Humanistische Union (HU) hält die Herausnahme von Kindern aus ihrer Familie nur in absoluten Ausnahmefällen für vertretbar. Aber auch in solchen Fällen muss das Kind nach Auffassung des HU-Ortsverbands Marburg in der Regel in seiner angestammten Umgebung bleiben. Deswegen verlangt die Bürgerrechtsorganisation die unverzügliche Überstellung des 12-jährigen Jungen von Bielefeld nach Marburg. Seine Mutter ist seit gut einem Jahr erwerbslos. Die regelmäßigen Fahrten von Marburg nach Bielefeld stellen für sie nicht nur eine erhebliche psychische Belastung dar; sie plündern auch ihr - ohnehin knappes - Budget über Gebühr. Die Marburger HU fordert das Familiengericht Bielefeld deswegen auf, den Jungen sofort zu seiner Mutter zurückbringen zu lassen. Ein - nach Einschätzung des HU Ortsvorsitzenden überaus schlampig erstelltes - Gutachten dürfe keinen Grund darstellen, Mutter und Kind gegen ihren gemeinsamen Willen voneinander zu trennen. In dem sogenannten "Gutachten" hatte ein bekannter Bielefelder Psychiater die Familiensituation völlig inkorrekt dargestellt. Weite Teile des sogenanntnen "Gutachtens" bestanden aus Abschriften längerer Passsagen vom Schreiben des Jugendamtes Bielefeld. Der HU-Ortsvorsitzende Franz-Josef Hanke hat sich eingehend mit der persönlichen Situation der Familie beschäftigt. Auch den 12-jährigen Sohn hat er bei einem Besuch in Marburg kennengelernt. Ihm ist nicht verständlich, wie ein "wildgewordener" Bielefelder Beamter die Menschenrechte einer Familie ohne Einschränkungen einfach mit dem Stiefeln der Vorurteile gegen ausländische Mitbürger treten kann." Die Mutter stammt aus einem europäischen Land. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und spricht Deutsch als ihre Muttersprache. Ihre Impulsivität entspricht nach Einschätzung des HU-Ortsvorsitzenden allein dem Temperament von südländischen Menschen. Selbst wenn - wie das "Gutachten" ohne nähere Kenntis der betroffenen behauptet - die Mutter psychisch krank wäre, wäre auch dies kein grund für eine Verletzung ihrer Menschenrechte. Die Humanistische Union muss aber leider häufiger feststellen, dass Menschen für krank erklärt werden, die sich gegen Willkürakte von Behörden standhaft wehren. | ||
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