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Text von Montag, 28. Januar 2002


Erfolgs-Story: 30 Jahre Transplantationszentrum

Marburg * (FJH)
"Das war eine spannende Nacht", erinnert sich Brigitte Eick an den 14. Januar 1972. Die Operationsschwester gehörte damals zu dem Team, das im Marburger Universitätsklinikum die erste Nierentransplantation Hessens durchführte. "Am Mittag haben wir zwei Nieren entnommen; und am Abend haben wir dann diese beiden Nieren eingepflanzt".
Am Montag (28. Januar) feierte das Transplantationszentrum der Marburger Universitätsklinikum sein 30-jähriges Bestehen. Der erste Patient erfreut sich mit der damals eingesetzten Niere auch heute noch guter Gesundheit.
Detlef Schmidt aus Siegen war der erste Patient, dem 1972 eine Niere transplantiert wurde. Ich kenne in Europa keinen weiteren Fall, wo jemand schon 30 Jahre mit einer transplantierten Niere lebt, sagt Professor Harald Lange, Direktor der Uni-Klinik für Nephrologie.
Stolz ist Prof. Harald Lange, der Leiter des Transplantationszentrums, aber nicht nur auf die Vorreiterrolle des Marburger Klinikums, sondern auch auf seine gute Erfolgsquote. Nach einem Jahr funktionieren 97 % der implantierten Nieren ohne Beanstandungen. Seit Bestehen des Transplantationszentrums hat die Überlebensrate ständig zugenommen.
678 Nierentransplantationen haben die Marburger Ärzte bis Ende 2001 durchgeführt. Die Patienten sollen damit unabhängig werden von der belastenden Blutwäsche an der Dialyse. Häufigste Ursache hierfür ist die Zuckerkrankheit "Diabetes", die längerfristig zu schweren Nierenschäden führen kann.
Seit 1984 werden hier auch Kinder operiert. Damit ist Marburg das einzige Zentrum für Kinder-Transplantation zwischen Hannover, Jena, Heidelberg und Köln. Jedes Jahr erhalten hier etwa sechs Kinder eine neue Niere. Spender sind häufig nahe Anverwandte oder die Eltern.
1991 haben die Marburger erstmals eine kombinierte Nieren-Bauchspeicheldrüsen-Transplantation durchgeführt. Der damalige Patient, bis zur Operation schwer zuckerkrank, lebt heute ohne Diabetes. Inzwischen hat das Zentrum 40 kombinierte Nieren-Pankreas-Transplantationen ausgeführt.
Eine Spezialität des Zentrums ist auch der chirurgische Ersatz fehlender oder funktionsuntüchtiger Blasen. Zunächst wird ein Stück Darm als Blasenersatz eingesetzt, dem dann in einer zweiten Operation eine Niere folgt.
Wichtig für alle diese Operationen ist die Bereitschaft, geeignete Organe zu spenden. Den 147 Patienten auf der Warteliste für eine Nierenverpflanzung fehlt noch das passende Organ. Rund 23 Prozent der Wartenden können jedes Jahr mit einem Transplantat versorgt werden.
Marburg bildet das hessische Zentrum der Deutschen Stiftung für Organspende (DSO). Sie engagiert sich dafür, die Rate der Organspenden zu steigern. Trotz einer Vervierfachung der Organspenden in Marburg warten Patienten rund 3,8 Jahre auf eine neue Niere.


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