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Text von Donnerstag, 18. July 2002


Ketten-Reaktion: Geschäftesterben in Marburg

Marburg * (sts)
Bei einem Gang durch die Marburger Oberstadt entgeht es nicht einmal einem Ortsfremden: Überall "Geschäftsaufgabe und Räumungsverkauf. Vom Steinweg angefangen bis zum Ende der Barfüßerstraße finden sich zahlreiche Schaufenster mit derartigen Plakatierungen. Die Pleite des "Marburger Musikladens" oder die Schließung des "Spinnrades" sind nur zwei von vielen Beispielen. Doch was ist der Grund für diesen Ausverkauf des Einzelhandels?
Die Standardantwort lautet: "Die großen Ketten machen die Preise kaputt." Natürlich können große Handelsketten zu günstigeren Preisen direkt vom Hersteller einkaufen und dadurch ihre Produkte eben billiger verkaufen. Zudem benötigen sie in der einzelenen Filiale keine großen Gewinne, denn sie müssen dort über die Lohn- und Mietkosten hinaus nicht auch noch den gesamten Unternehmerlohn finanzieren. Der "Schwarze Peter" liegt jedoch nicht ausschließlich bei den Großunternehmen.
Auch die Vermieter der Geschäftsräume tragen durch immer höhere Forderungen, gerade bei rentabel arbeitenden Geschäften, zum aktuellen Ausverkauf bei. Je höher der Gewinn, den ein Laden einbringt, desto höher wird die Miete und dies bei ohnehin äußerst kleinen Verkaufsflächen. Selbst der engagierteste Geschäftsinhaber wird da irgendwann die Flinte ins Korn werfen. Dennoch kann man den Geschäftsleuten auch keinen Freibrief für ihre Unschuld an dem Dilemma ausstellen. Schließlich ist mit Innovationen, besserem Kundenservice und einer intensiven Produktberatung ein Vorteil gegenüber den Großunternehmen erzielbar. Doch gerade in diesen Punkten mangelt es häufig.
Vergessen darf man nicht zuletzt auch die Endverbraucher. Wer mit der Prämisse einkauft: "Hauptsache billig!" leistet seinen Beitrag zur gegenwärtigen Situation. Der Einkauf im Einzelhandel bietet nun mal auch einige Vorteile: Den persönlichen Kontakt, gerade bei Reklamationen oder Rabatten von Nutzen, die bessere Beratung und die Unterstützung der heimischen Wirtschaft. Letztlich wirkt verstärkter Einkauf im Einzelhandel auch Monopolbildungen entgegen, denn die Zahl der "Elefantenhochzeiten" steigt hierzulande bedenklich.
Im übrigen schmeckt das Essen beim Imbiss um die Ecke mindestens genauso gut wie bei Mc Donalds.


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