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Text von Donnerstag, 5. Dezember 2002


Hochschulreformen: Spannende Geisterdebatte

Marburg * (spi)
"Dieses ist gar keine Universität", sagte Dirk Kaesler, Professor für Soziologie an der Philipps-Universität, über die Reformuniversität St. Gallen.
Dr. Sascha Spoun von der Universität St. Gallen war zur "Grünen Lounge" am Mittwoch (4. Dezember) aus der Schweiz angereist. Die Veranstaltung im Software Center befasste sich mit dem Thema "Baustelle Universität - Hochschulreform und Mitbestimmung".
Moderiert wurde die Diskussion von Manfred Keller, Direktkandidat der Grünen für die Landtagswahl am 2. Februar 2003. Neben Spoun und Kaesler waren die grüne Landtagsabgeordnete Sarah Sorge und die Studentin Ortrun Brand von der Grünen Hochschulgruppe Marburg der Einladung des Grünen-Kreisverbands gMarburg efolgt.
Spoun, für die Reformen in St. Gallen mitverantwortlich, erläuterte eingangs die Veränderungen an seiner Uni. Die Reformen sind zum Wintersemester 2001 in Kraft getreten. Das neue Ausbildungsprogramm der Reformuniversität setzt auf ein Dreieck aus Wissenschaft, Praxisbezug und persönlicher Entwicklung. Selbstständiges Arbeiten soll gefördert werden, wofür eine große Anzahl Tutorien die Voraussetzungen schafft.
Die Universität St. Gallen ist eine kleine Hochschule mit 4.500 Studierenden und 100 Lehrenden. Das Studium ist außerordentlich Leistungsorientiert, erklärte Spoun: "Es herrscht dort einfach ein anderes Klima. Das ganze Leben der Studierenden und Lehrenden dreht sich um die Uni."
Die schweizerische Uni bietet Lernvoraussetzungen, von denen Marburger Studierende oft nur träumen können. Ortrun Brand sagte, dass sich die Vorzüge dieser "Elitenhochschule" kaum auf eine "Massenuni" übertragen ließen. Zudem kritisierte sie die Heranbildung einer "Corporate Identity" (Gemeinsame Identität), die damit begünstigt werde.
Prof. Kaesler hatte sich zuvor Informationen über die St. Gallener Universität eingeholt. So sprach er viele Nachteile des neuen Systems an. Die Studenten hätten Studiengebühren zu entrichten. Außerdem sei ein Aussieben Studierender zu beobachten.

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