Text von Montag, 25. November 2002
Marburg * (spi)
"Wer sind DIE, die das jetzt tun? Wer sind Wir, die jetzt nichts tun?" Diesen Sinnspruch hat das ehrenamtliche Magistratsmitglied hat Heinz Wehrum ausgewählt. Mit ihm beteiligt er sich bei der Postkartenaktion männlicher Magistratsmitglieder gegen Gewalt an Frauen und Kindern. Am Montag (25. November)wurde sie im historischen Rathaussaal vorgestellt. Seit 21 Jahren ist der 25. November der "Internationale Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen". Das Datum geht zurück auf die Ermordung der Schwestern Mirabel, die wegen ihres Engagements gegen die Militärdiktatur in der Dominikanischen Republik am 25. November 1960 vom Geheimdienst ermordet wurden. Die Bedeutung des 25. November wird in Marburg erst seit dem vergangenen Jahr gewürdigt. Im November 2001 wurde die Flagge der Organisation "Terre des femmes" (Erde der Frauen) am Rathaus gehisst. Damals hatten sich an der Initiative jedoch nur Frauen beteiligt. In diesem Jahr wollten männliche Magistratsmitglieder und Stadtverordnete ein Zeichen setzen. Zu der Initiative hatten die Frauenbeauftragte der Stadt Marburg, Christa Winter, und Dr. Marlis Sewering-Wollanek (SPD) als Vorsitzende der Gleichstellungskommission aufgerufen. Neben Oberbürgermeister Dietrich Möller (CDU) und Bürgermeister Egon Vaupel (SPD) beteiligten sich neun Magistratsmitglieder und Stadtverordnete mit eigenen Aussagen zum Thema Gewalt. Ziel der Aktion ist es, Gewalt in jeglicher Form, insbesondere an Frauen und Kindern, zu ächten. Hierzu werden die elf Sinnsprüche im 4. Stock des Rathauses in einer Ausstellung gezeigt. Außerdem sind alle Bürger dazu aufgerufen, auf dort ausliegenden Blanko-Postkarten ihre Gedanken zum Thema zu äußern. Der Sinn der Postkarten besteht laut Möller darin, "sie bei Gelegenheit zu verteilen". Er räumte jedoch ein: "Mit Sicherheit erreichen wir die Gewaltanwendenden mit den Karten nicht." Das Ziel der Aktion wie der dazugehörigen Ausstellung kann also nur sein, Menschen zu mehr Zivilcourage anzuregen. Heinz Wehrum brachte dies auf einen Nenner, indem er sagte: "Dass diejenigen, die bei einem Autounfall vorbeifahren, das beim nächsten Mal nicht mehr tun". Einsatz ist demnach in allen Lebenslagen zu zeigen. "Weggucken" geschieht heute in allen Bereichen unseres Lebens. Gewaltanwendung an Menschen ist nur solange erfolgreich, wie sie unbeachtet bleibt. Viele Frauen trauen sich aus Scham nicht, über eine gewalttätige Partnerschaft zu reden. Deshalb ist es vor diesem Hintergrund wichtig, wie die Gesellschaft mit Gewalt im Allgemeinen umgeht. Daher muss schon in der Erziehung deutlich werden, dass Gewalt in keiner Situation zu rechtfertigen ist. In Marburg gibt es eine Reihe möglicher Anlaufstellen für Opfer von Gewaltanwendung. So kümmert sich der Verein "Wildwasser" in der Wilhelmstrasse um Mädchen und Frauen, die von sexueller Gewalt betroffen sind oder waren. |