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Text von Donnerstag, 14. November 2002


Antifa: Neubegründung der VVN

Marburg * (sts)
"Unsere Aufgabe ist es, dem Neofaschismus überall da entgegenzutreten, wo er auftaucht", brachte Peter Lob die Ziele der wiederbelebten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA ) auf den Punkt. Am Mittwoch (13. November) beschlossen die acht Anwesenden Interessierten im Hans-von-Soden-Haus der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) die Neubegründung des vor über zehn Jahren aufgelösten Marburger VVN.
Zu Beginn der Sitzung stellte Politikwissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Kühnl mögliche Ziele der VVN-Marburg vor. "Vorrangig muss es unsere Aufgabe sein, Ursachen für die soziale Misere in Deutschland aufzuzeigen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Genau hier kann den eindimensionalen Ansätzen der extremen Rechten entgegen gewirkt werden", nannte er einen wesentlichen Aspekt der zukünftigen Arbeit. Aus seiner historischen Betrachtung des Faschismus sei er zu dem Ergebnis gelangt, dass die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP) den Status einer Volkspartei erreicht habe, als "die Bevölkerung den Eindruck gewann, dass der Faschismus den öffentlichen Raum erobert habe". Dies müsse künftig mit allen Mitteln verhindert werden.
In politischer Hinsicht solle sich die VVN entschieden für ein NPD-Verbot einsetzen. "Durch ein Verbot könnte der Handlungsspielraum der rechten Extremisten verkleinert werden", begründete er seine Haltung.
Auch die PDS-Fraktionsvorsitzende Eva Gottschaldt meinte, dass durch ein NPD-Verbot endlich eine rechtliche Handhabe gegen die Naziaufmärsche vorhanden wäre und außerdem ein klares Signal gegen den Neofaschismus gesetzt würde.
Diskutiert wurde weiterhin die Frage, inwieweit die gemäßigte Rechte in Deutschland einerseits ein ideologisches Vorfeld für die extreme Rechte bereite, diese andererseits regelrechtinstrumentalisiere. "Die Rechtsextremen liefern ein Drohpotential gegen andere unbequeme Gruppen der Gesellschaft, wie Ausländer oder Linke. Zudem dient sie der gemäßigten Rechten zur Abgrenzung vom äußeren rechten Rand", stellte Kühnl klar. Aufgabe der VVN sei es, auf solche Zustände hinzuweisen.
Die Anwesenden einigten sich schließlich darauf, dass man im "Bündnis gegen Rechts" mitarbeiten möchte, aber auch eigene Aktionen gestalten solle. "Dabei kann uns die Bundesorganisation mit ihren 11.000 Mitgliedern unterstützen", erklärte Gottschaldt. Zudem wolle man die Menschen für sich gewinnen, die von den meist studentisch organisierten politischen Gruppen in Marburg bisher nicht angesprochen wurden. "Wir vertreten eine freie Weltanschauung mit einer Spezifik auf den Antifaschismus", brachte es Gottschaldt am Ende der Veranstaltung auf einen Nenner.
Das nächste VVN-Treffen wird am Mittwoch (11. Dezember) um 19.30 Uhr in der ESG stattfinden.


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