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Text von Sonntag, 12. Mai 2002


Rücksicht: Oben buckeln, unten treten?

Marburg * (FJH)
Der klassische Radfahrer zeichnet sich durch eine gebeugte Körperhaltung aus: Oben buckeln, unten treten lautet die Devise. Viele scheinen das inzwischen verinnerlicht zu haben. Davon können vor allem Blinde in der wärmeren Jahreszeit ein trauriges Lied singen.
Überall in der Stadt stoolpern Blinde über abgestellte Fahrräder. Manchmal stehen sie mitten auf dem Gehweg, meistens lehnen sie an Häuserwänden. An eben jenen Wänden tasten sich Blinde mit ihrem Langstock entlang, um ihren Weg zu finden.
Ein blechernes Scheppern, dann kracht ein Fahrrad zu Boden. Bestenfalls ist der Blinde schon vorbei, aber wenn er Pech hat, trifft ihn der Drahtessel am Bein oder stürzt genau vor seine Füße. Schlimmstenfalls stürzt der Blinde dann über das umgefallen Fahrrad.
In Marburg sollte es eigentlich schon seit Jahren bekannt sein, dass man Fahrräder nicht einfach in den Weg stellt. Aber es ist einfach bequemer, sein Rad da stehenzulassen, wo der Weg ins nächste Geschäft oder den Hörsaal am kürzesten ist.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum so viele Fahrräder auf Marburgs Gehwegen herumstehen: Für die Zweiräder bietet die Stadt kaum geeignete Abstellmöglichkeiten an. Wenn überhaupt Fahrradständer vorhanden sind, dann bestehen sie nur aus einem gebogenen Rohr. Für Autos gibt es Parkhäuser und Parkstreifen entlang der Fahrbahnen, aber an Fahrrad-Abstellmöglichkeiten spart die Stadt seit Jahren.
So bleibt die Forderung nach Velo-Garagen und nach Rücksicht weiterhin verbunden mit der Hoffnung auf Einsicht bei den Verantwortlichen. Schließlich soll es ja auch im Rathaus Radfahrer geben.


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