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Text von Samstag, 12. Oktober 2002


Piscator-Revue: Erinnerung an einen Marburger

Marburg * (kar)
"Ein Jung, der sich Piscator nannt, der ist in Marburg wohl bekannt. Es drückte ihn die Schule schwer, da sucht´ er sich das The-a-ter." Mit "Hoppla, jetzt komm ich" hat das Hessische Landestheater in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Marburg eine Erwin-Piscator-Revue auf die Bühne gebracht. In 18 kleinen Episoden wurden die Premieren-Zuschauer am Freitag (11. Oktober) im ausverkauften Theater am Schwanhof (TASCH) unterhaltsam durch Stationen aus Piscators Leben geführt.
Erwin Piscator (1893 - 1966) verbrachte13 Jahre seiner Kindheit und Jugend in Marburg, bevor es ihn an die Schauplätze der Weltgeschichte zog. 1931 drehte der überzeugte Sozialdemokrat in Moskau Filme; 1936 verkündete er in Barcelona, wie die Kunst Spaniens ihre Truppe beim Kampf für eine bessere Welt unterstützen könne. 1939 hatte der Regisseur und Theaterpädagoge genug von den Wirren Europas und ging nach Amerika. Von Heimweh geplagt, kehrte er schließlich doch nach Hause - nach Deutschland und Marburg - zurück, wo er noch einmal von vorn anfing.
Die Revue ist eine kurzweilige Mischung aus Schauspiel, Tanz, Gesang und Filmvorführungen. Der kopflose, aber artistische Wuscheltanz von Regina Leitner ist sehenswert und erntete besonderen Beifall. Und auch wenn es Piscator nicht gelang, einem Schauspieler namens Marlon Brando die objektive Spielweise nahe zu bringen, hatte er die Lacher mit "Mr. Brando, don't hollywood here, o.k.!" auf seiner Seite. Die gelegentlichen Versuche, mit der Abkürzung von Piscators Namen zusätzliche Lacher zu erzielen, wirkten dagegen nicht überzeugend.
Regina Leitner, Harald Preis und Arthur Werner, die jeder einmal in die Rolle Piscators schlüpften, haben - unterstützt von Boris Leibold am Klavier - eine überzeugende Vorstellung geboten. Die fehlende Würze politischer Spitzen kompensierten sie durch engagiertes und unterhaltsames Spiel. Die Inszenierung von Peter Jung und Gundula Peuthert ist eine angenehme, aber harmlose Erinnerung an eine engagierte Theatergröße aus Marburg.


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