Text von Dienstag, 25. Juni 2002
Marburg * (FJH)
"Seid umschlungen, Millionen!" Nicht gerade ein Millionenpublikum, aber ein fast vollbesetztes Auditorium Maximum genoss am Dienstag (25. Juni) Ludwig van Beethovens IX. Symphonie. Der Marburger Konzertchor und das National-Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks aus Kattowitz eröffneten damit unter Leitung des Dirigenten Siegfried Heinrich die Festwoche zum 475. Universitätsjubiläum. Die 1824 in Wien uraufgeführte Symphonie zählt zu den absoluten Meisterwerken der Musik. Mit ihr drückte der - bereits ertaubte und an einer Bleivergiftung erkrankte - Komponist seine Sympathie für die demokratischen Bestrebungen aus. Zugleich sprengte er mit diesem Spätwerk die althergebrachten Formen. All das konnte Siegfried Heinrich eindrucksvoll hörbar machen. Fast mochte man meinen, Beethoven spielte ein wenig mit den umschlungenen Millionen und dem Götterfunken. Umstürze darf man nicht bierernst betreiben. Schade war nur, dass die tiefdekoltierte Sopranistin Piroska Pándi mitunter etwas schrill sang. Auch der Bass Elmar Andree wirkte anfangs eher angestrengt. Von Ursula Maxhofer-Schiele war kaum etwas zu hören. Allein der Tenor Christian Voigt konnte überzeugen. Mag sein, dass die Missklänge der mäßigen Akustik des AudiMax geschuldet sind. Sicherlich ist die Neunte auch eine Herausforderung für Erstklassige Sänger. Dieser Anforderung hielten sie indes leider nicht stand. Anders war das mit dem Marburger Konzertchor und dem Orchester, die das Publikum - zu Recht - begeisterten. Bei einer Darbietung voller Freude sprang der schöne Götterfunken über. Nach gut einer Stunde erhielten sie und Dirigent Siegfried Heinrich Bravo-Rufe und minutenlangen tosenden Applaus. |