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Text von Freitag, 17. Mai 2002


Märchenhaft: Luise Neuperts Papierschnitte

Marburg * (ChH)
Märchenszenen: Die meisten sind in schwarz-weiß gehalten. Liebevoll ist jedes noch so kleine Detail ausgearbeitet. Die Zinnen eines Schlossturmes, die Mähne eines Pferdes, die Gewänder der Märchenfiguren. Es ist aber nicht nur das handwerkliche Geschick das Luise Neuperts Papierschnitte ausmacht, es ist ihre ganz eigene Interpretation der Märchenszenen, teils erotisch oft süffisant-humorvoll.
Seit Donnerstag (16. Mai) werden ihre Werke im Haus der Romantik ausgestellt. Mit dem Scherenschnitt begann Neupert im "Bunker", flachst sie. Denn sie fertigte ihre ersten Arbeiten aus Leidenschaft aber auch aus Not im Chemnitzer Luftschutzkeller sowie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an. In Leipzig studierte die 1926 geborene Künstlerin an der Hochschule für Graphik und Buchkunst - anschließend besuchte sie die Textilfachschule Chemnitz. In der sozialistischen "Nischenkultur" wurde die "schwarze Kunst" als regionale volkstümliche Tradition gefördert.
Die Fragen, die sich die Besucher stellten kreisten vor allem um die handwerkliche Gestaltung. Mit welcher Schere kann man eine solch detaillierte Ausarbeitung erreichen? Wieviel Zeit braucht man wohl für ein Bild? Die eigentlichen Szenen betrachteten die meisten aber still, teils grübelnd, teils lächelnd. Denn das faszinierende ist wirklich die Komposition des Gezeigten, mit Elementen aus Romantik, Jugendstil und Expressionismus. Die Schnitte wirken sehr geistvoll und gut durchdacht. Sie karikieren aber auch sehr oft die Handlung. Etwa wenn der Prinz, als Frosch getarnt der Königstochter zusieht, wie sie ihre Kleider ablegt und zu Bett geht. Neupert bezeichnet ihre Kunst als "Gabe, die sie niemandem weitergeben kann".
Sie stellt aber nicht nur Märchenszenen dar. In ihrem Buch Limericks - scharf geschnitten, illustriert sie die selbst geschriebenen Texte mit ihren Papierschnitten.
Wer diese märchenhaften Darstellungen selber erleben will, der kann die Ausstellung bis zum 11. August dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr im Haus der Romantik besuchen.


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