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Text von Samstag, 16. März 2002


Hahnebüchen: "Klappmaul" feierte Karneval

Marburg * (FJH)
"So ein Mist!" schimpft FloriHahn. Der Herr des Hühnerhofs möchte seine Hühner beim "Karneval der Tiere" in der originellsten Verkleidung präsentieren. Nur wie?
Mit seiner einfallsreichen Version von "Karneval der Tiere" nach
setzte das Klappmaul-Theater Frankfurt am Samstag (16. März) den Schlusspunkt zur 7. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche. Ehe aber die Klappmäuler ihre Puppen tanzen ließen, verlieh Jürgen Bante vom Freundeskreis des Hessischen Landestheaters den mit 1.500 Euro dotierten "Hessischen Kinder- und Jugendtheaterpreis". Ausgezeichnet hat die neunköpfige Jury damit die am Dienstag (12. März) gezeigte Produktion "Stones" des Theaterhauses Frankfurt nach einer Vorlage der australischen Autoren Tom Lycos und Stefo Nantsou. Die fünf jugendlichen Mitglieder der Jury hatten die Erwachsenen hier überstimmt. Sie begründeten ihre Entscheidung mit der hervorragenden Leistung der beiden Darssteller Günter Henne und Michael Meyer, der Auseinandersetzung mit Gewalt und ihren Wurzeln ohne pädagogischen Zeigefinger und nicht zuletzt auch mit der Aktualität des Themas: Jugendliche werfen von einer Brücke Steine auf die Straße hinab und töten damit einen Autofahrer.
Nach den Jugendlichen kamen dann aber gegen 20.30 Uhr endlich auch die Kinder zu ihrem Recht: FloriHahn stolzierte zwischen Huhnigunde, Huhnhilde, JoHahn und Johenne herum und überlegte, wie sich die Hühner zu Karneval verkleiden könnten. Als Löwe, Elefant, Känguruh, Kuckuck oder Esel - immer war jemand aus der Hühnerschar unzufrieden. Dabei wollten die Hühner doch den ersten Preis beim Maskenball erringen!
Sicherlich entgingen viele der Pointen den Kleinen, die deren Wortwitz nicht verstehen konnten. Dschingis Hahn oder Gluck-Kose sind eher Anspielungen für Erwachsene als für Kinder ab sechs Jahre. Und auch wenn Martha klagte, als "WachHuhn" oben auf dem werde es ihr sicherlich ebenso schlecht wie nach dem Verzehr von Tiermehl, dann zielt dieser Spruch gewiss auf die großen Kinder im Publikum. Doch auch die Kleinen kamen auf ihre Kosten, wenn die Hühner aufgeregt herumgackerten und die Puppen tanzten.
Martha, die alle anderen Hühner verachtet haben, entpuppt sich schließlich als schöner Schwan. Nicht der eitle FloriHahn gewinnt die Gunst des Publikums, sondern die lange Zeit schlecht behandelte Martha. In jedem Huhn steckt schließlich ein guter Kern.
Die Musik von Camille Saint-Saens spielte das Frankfurter Puppentheater von verkratzten Dcellak-Platten ab, wodurch ein eigenartiger Reiz entstand. Rap von JoHahn und Johenne und Gereimtes von FloriHahn wechselten einander ab, so dass es nie langweilig wurde.
Nach einer weiteren guten Stunde spendeten die kleinen und die großen Zuschauer dem Klappmaul-Theater langanhaltenden Applaus. Die spritzige Story über Respekt auch gegenüber Schwächeren oder Andersartigen kam rundherum gut an.
Ebenso erfolgreich war die gesamte Theaterwoche: Alle Vorstellungen waren ausverkauft. In den sieben Tagen seit Sonntag (10. März) haben insgesamt 3.200 Kinder und Jugendliche die Aufführungen besucht. Sie sollen - so hoffen die Veranstalter - dem Theater auch in Zukunft das gewünschte Publikum sichern.


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