Text von Mittwoch, 13. Februar 2002
Marburg * (FJH)
Sie bringen die Geigen nicht nur zum Schluchzen, sondern auch zum Jaulen, Kreischen und Zwitschern wie ein tirrillierender Kanarienvogel. Immer wieder nehmen ihre Musikstücke unerwartete Wendungen. Abwechslungsreich und spannend ist die Musik des Trio Taklamakan aus Posen (Poznan). Mit klassischem Folk und Tango Argentino gastierten die Polen am Mittwoch (13. Februar) in der Waggonhalle. Ihre klassische Ausbildung konnten die Pianistin Natalia Romanwska, der Geiger Jan Romanowski und der Cellist Andrzej Trzeciak nicht verbergen. Ihr präzises Zusammenspiel beeindruckte ebenso wie das virtuose Spiel auf ihren Instrumenten. Vor allem Trzeciak holte aus seinem Cello Töne heraus, die darin wohl niemand vermutet hätte. Mitunter hört sich die Musik des Trios sehr modern an, dann wieder kommt sie wie Kaffehausmusik daher. Dort, wo die klassische Kaffeehausmusik schmalzig wird, persiflierte das Trio die Stücke durch ein Tremolo, ein Piccikato, einen Rhythmuswechsel oder gar den Übergang in ein ganz anderes Stück. Das Repertoire reicht von leidenschaftlichen Csardas-Melodien über rythmisch gebrochene balkanische Tänze und melancholischen Klezmer bis zum argentinischen Tango. Immer wieder verblüfften die Musiker das Publikum durch unerwartete Wendungen. Vor allem Tempiwechsel sind eine Spezialität des Trio Taklamakan . Gerne beginnen die polnischen Musiker langsam, um dann plötzlich flott loszulegen; oder sie starten schnell, um das Tempo dann plötzlich zu drosseln. Bekannte Melodien haben sie verfremdet und ganz eigenwillig interpretiert. Einen Walzer brachten sie zum Torkeln, um ihm dann wieder den leichten Schwung der Ballnächte zu verpassen. Einen Czardas ließen sie - fast unbemerkt - in einen Tango übergehen. Und eine bekannte Filmmelodie unterlegten sie mit dem Rhythmus eines anderen Lieds. Wirkten die drei bis zur Pause noch angestrengt und ernst, so präsentierten sie sich danach lächelnd und locker. Balkanische Melodien überwogen nun; hier waren die Musiker wirklich in ihrem Element. Begeistert quittierte das Publikum originelle Interpretationen mit Zurufen und Fußgetramppel. Als Zugabe spielten die Posener schließlich den "Kosakentanz" von Alexander Rimski-Korsakow, natürlich auch in einer ganz eigenen Interpretation. Am Ende schleicht sich der Kosak still von der Bühne. Ohne minutenlangen Applaus gelang das dem Trio Taklamakan aber nicht. |